Blog | Mit Umwegen zum Traumjob als Garten- und Grünflächengestalterin

10.08.2021
Alina Bosnjak lächelt und hält stolz ihr Prüfungszeugnis in die Kamera

Alina Bosnjak : "Auch wenn es Leute gibt, die sagen, das ist nichts für Frauen. Man soll einfach das machen, was man selber will."

"Ich hab die Leute nicht gebraucht, die gesagt haben, sie nehmen keine Frau"

Wenn es um Gärten und Grünflächen geht, kann man Alina Bosnjak nichts vormachen. Nach ihrer Karenz hat sie mithilfe des FiT-Zentrum Weinviertel, das ABZ*AUSTRIA im Auftrag des AMS Niederösterreich durchführt, die Lehre zur Garten- und Grünflächengestalterin abgeschlossen. Und das mit einer der besten Lehrabschlussprüfungen.

ABZ*AUSTRIA mit dem Projekt FiT-Zentrum Weinviertel und Frauen für Frauen im Projekt punktgenaue Qualifizierung, arbeiten Hand in Hand zusammen. Die Mitarbeiter*innen beider Vereine unterstützen individuell und begleiten Frauen aus dem Weinviertel optimal von der Berufsorientierung bis zum Lehrabschluss und der anschließenden Jobaufnahme.

"Ich bin stolz drauf, es hat trotzdem eine Möglichkeit gegeben"

Spricht man Alina Bosnjak auf ihre erfolgreiche Lehrabschlussprüfung an, muss sie lachen und bestätigt: "Der Prüfer hat zu mir gesagt, dass bei den Prüfungen, die er gemacht hat, noch niemand war, der so gut war wie ich", um bescheiden abzuschließen, "aber es gibt ja mehrere Prüfer." Man hat den Eindruck, wenn sich die junge Frau etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es durch. So kam es auch, dass sie über Umwege zu ihrem heutigen Traumjob gefunden hat.

Das Gefühl für Pflanzen im Blut

Nachdem Alina Bosnjak eine land- und forstwirtschaftliche Schule mit Matura abgeschlossen und ein spannendes Praktikum in der Gartengestaltung gemacht hatte, wollte sie eigentlich schon damals eine Lehre beginnen, fand aber keinen Betrieb, der sie als Frau anlernen wollte. "Man darf sich nicht so leicht entmutigen lassen", erinnert sie sich heute an den damaligen Rückschlag. Plan B hat sie dann zum Studium der Landschaftsplanung und Landschaftsarchitektur geführt, welches sie jedoch aufgrund ihrer Karenz abgebrochen hat. Danach war ihr klar, dass sie etwas Neues machen möchte. Ihr Weg hat sie zu ABZ*AUSTRIA gebracht, wo im Vorbereitungskurs nach kurzer Zeit klar war, dass sie sich ihren ursprünglichen Plan der Garten- und Grünflächengestaltung erfüllen möchte.

Umfassendes Wissen für die perfekte Gartengestaltung

Zwei Jahre lang war sie dann in der Berufsschule und hat in dem Betrieb, in dem sie jetzt angestellt ist, gelernt. Wie umfangreich und ganzheitlich ihr Beruf ist, wird schnell klar, wenn Alina Bosnjak über ihren Alltag spricht. Manchmal ist sie auf zwei bis drei Baustellen an einem Tag, manchmal wochenlang an einem Einsatzort. Pflanzen, Bäume, Sträucher und Stauden einpflanzen und fachgerecht pflegen, Hecken und Bäume schneiden, Pflasterarbeiten, Mauerarbeiten, Holzarbeiten am Zaun, Teiche anlegen – Alina Bosnjak macht alles, was benötigt wird, damit die Kund*innen am Ende ihren Traumgarten verwirklicht sehen. Was ihr besonders viel Freude bereitet? "Ich mache viel mit Pflanzen und dann ist das andere für mich etwas Besonderes, worauf ich mich dann noch mehr freue, wenn ich beispielsweise Platten legen darf. Ich mag diese Abwechslung, das ist, was ich gerne habe, wenn es nicht jeden Tag das Gleiche ist." Hört man die Begeisterung in der Stimme der Gärtnerin, wenn sie über das Arbeiten mit Stein und Holz spricht, glaubt man ihr sofort.

"Man braucht schon Kraft – aber es nicht so, dass eine Frau das nicht machen kann"

Um heute ihren Beruf so ausüben zu können, musste sie sich einiges an Wissen aneignen. "Die letzten Wochen vor der Prüfung habe ich viel gelernt, aber ich merke mir Sachen sehr leicht. Ich habe das ganze Jahr die Karteikarten mit den Pflanzenarten immer im Rucksack gehabt und wenn ich eine Pause hatte, dann hab ich mir zwischendurch meine Pflanzen angesehen", erzählt sie lachend darüber, wie sie Job, Ausbildung und Familie unter einen Hut gebracht hat. Auch der Austausch mit den Kollegen - in der 3.Klasse der Ausbildung war sie die einzige Frau - hat ihr geholfen, wie Alina Bosnjak berichtet.

Den eigenen Weg zielstrebig verfolgen

Unwohl als Frau in einer Männerdomäne hat sie sich aber nie gefühlt - im Gegenteil, ein wenig Stolz klingt in der Stimme, wenn Alina Bosnjak darüber nachdenkt, dass sie sich am Ende durchgesetzt hat und die Ausbildung absolvieren konnte. "Bei den Praktika waren viele positive überrascht, dass ich was Schweres heben kann. Irgendwie glauben die Leute schon noch, dass es nicht geht, dass eine Frau das macht." Spricht sie von ihren Erfahrungen, hört man ehrliche Überraschung über die Unterschätzung. Unterkriegen ließ sie sich davon aber nicht, im Gegenteil, es scheint sie motiviert zu haben. Aufgrund ihrer Erfahrungen hat sie auch eine klare Botschaft für andere Frauen, die sich beruflich umorientieren wollen: "Dass man sich das, was man machen will, auch trauen soll, auch wenn es Leute gibt, die sagen, das ist nichts für Frauen. Man soll einfach das machen, was man selber will." Sie selbst ist das beste Beispiel, dass der Fleiß am Ende oft belohnt wird.