Blog | Female Future Talents – finden, fördern und binden

13.03.2018
Fünf Frauen sitzen vor einem Publikum. Eine davon hält ein Mikrofon und spricht zum Publikum.

Bei der Podiumsdiskussion ging es um Führungsmodelle der Zukunft, sowie um Erfahrungen und Herausforderungen bei der Jobsuche.

Vergangenen Mittwoch stand das Hotel am Brillantengrund ganz im Zeichen des Netzwerkens, des Austausches und der Impulsgebung.

Gemeinsam mit dem Business Riot Festival hat ABZ*AUSTRIA und Social Media Recruiting zum Gespräch unter dem Motto "Female Future Talents – finden, fördern und binden" geladen. Expertinnen haben mit den Anwesenden über die Zukunft der Arbeit und neue Führungsmodelle gesprochen.

Ohne Kooperation keine Innovation!

Die Atmosphäre im Veranstaltungsraum des Hotels am Brillantengrund ist entspannt, die großen Bilder an der Wand und das bunt zusammengewürfelte Interieur strahlen einen heimeligen Charme aus und machen neugierig auf die kommende Diskussion. Damit aber nicht nur über das Netzwerken gesprochen, sondern die Theorie auch gleich praktisch umgesetzt wird, suchen sich alle Teilnehmenden ihren Platz an Hand einer Zahl, die sie beim Einlass gezogen haben. Die Idee dahinter geht auf: Sofort kommt das - jetzt durchmischte - Publikum mit den Sitznachbar*innen ins Gespräch und der Austausch beginnt schon vor dem Start der eigentlichen Podiumsdiskussion.

Eine Gruppe von Menschen unterhält sich.

Eine Strategie für die Zukunft muss sein, dass attraktive Modelle wie Top-Job-Sharing Einzug halten, um so auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Teilzeit in eine qualifizierte Position zurückzukehren.

Geballte Frauenpower auf dem Podium

Doch das sollte erst der Anfang sein. Moderatorin Claudia Lorber kurbelt die Kommunikation noch an und lädt alle Anwesenden ein, unter dem Motto "3x3" sich drei Fremden im Raum vorzustellen. Gelebte Partizipation für einen spannenden Abend. Der perfekte Nährboden für die Podiumsdiskussion bei die Expertinnen Manuela Vollmann, Geschäftsführerin bei ABZ*AUSTRIA, Martina Klenkhart, Business Group Lead Modern Workplace & Devices von Microsoft, und Michaela Weißinger, Human Resources Generalistin bei Unibail Rodamco, sich über die Führungsmodelle der Zukunft zu unterhalten. Mit dabei auch: Fariba Ghoutaslou und Sanaz Khoshnood, beide auf der Suche nach einem qualifizierten Job in der Technikbranche. Sie teilen ihre Erfahrungen über die Herausforderungen bei der Jobsuche.

Top-Job-Sharing als Schlüssel zum Erfolg

Gemeinsam Entscheidungen auf Augenhöhe zu treffen, steht bei Martina Klenkhart und Manuela Vollmann am Tagesprogramm. Beide sprechen nicht nur über neue Führungsmodelle, sondern sie leben sie auch durch Job-Sharing. Martina Klenkhart teilt sich ihre Position als Business Group Lead bei Microsoft mit einer Kollegin: "Es ist wichtig, darüber zu reden und auch Mut zu machen, diese Modelle anzunehmen. Ich glaube, die Arbeitswelt ist so weit fortgeschritten, dass es möglich wird, so zu agieren." Als Schlüssel zum Erfolg sieht sie die Aufteilung der Verantwortungsbereiche. Ihre Kollegin und sie haben dasselbe Ziel, dieselbe Qualifizierung und dieselbe Rollenbeschreibung, aber unterschiedliche Aufgabenbereiche. Kommunikation und stetiger Austausch sind deswegen für sie ausschlaggebend für erfolgreiches Top-Job-Sharing.

Führungspositionen neu denken

Auch Manuela Vollmann lebt seit über 20 Jahren dieses Führungsmodell. Sie schreibt sogar 50 Prozent des Erfolges von ABZ*AUSTRIA dem Top-Job-Sharing zu. Ihre Devise dabei ist, gemeinsam nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Das tut nicht nur den Agierenden gut, sondern auch dem Unternehmen. Deswegen sieht sie dieses Modell auch als Schlüsselmodell für die Zukunft: "Wenn wir Führungspositionen nicht neu denken, dann werden wir die jungen Frauen und Männer, die gut qualifiziert sind, nicht in die Jobs bekommen, die wir als Unternehmen vergeben können. Neue Führungsmodelle sind der Schlüssel für ein erfolgreiches Recruiting."

Herausforderungen der Stellenbesetzung

Michaela Weißinger, Human Ressources Generalistin bei Unibail Rodamco, kann Manuela Vollmann dabei nur zustimmen, auch sie beobachtet starke Veränderungen im Recruiting und kennt die Herausforderungen, denen man sich in diesem Prozess stellen muss: "Wenn ich sage, ich suche Talente, hat das vor zehn Jahren etwas anderes bedeutet als heute. Man muss mehr Geld und Zeit investieren, um die richtigen Stellen zu besetzen – es ist für beide Seiten schwieriger geworden, für die Bewerber*innen wie auch für die Unternehmen." Dabei betont sie aber auch, dass sich Menschen, Firmen und Leben verändern und dass das auch gut und wichtig ist für die Entwicklung eines Unternehmens.

Herauforderungen im Recruitingprozess

Über die Herausforderungen, die es im Recruiting gibt, weiß Claudia Lorber als Recruiting Beraterin bestens Bescheid. Vorurteile zu bekämpfen, gehört auch heute noch zu ihrem Arbeitsalltag. Oft werden bei Bewerbungsverfahren Attribute wie Körpergewicht zur Entscheidungshilfe herangezogen, um Rückschlüsse auf die vermeintliche Arbeitseinstellung der Frauen zu ziehen. "Ich glaube, es braucht nicht nur neue Führungsmodelle, sondern auch ein neues Mindset", betont sie deswegen bestimmt. Ein weiteres Problemfeld sieht Manuela Vollmann darin, dass viele Frauen zum Recruiting-Gespräch eingeladen werden, schlussendlich aber kein Jobangebot bekommen. Hier sei es die Aufgabe, genauer nachzustochern – was läuft bei den Gesprächen ab, gibt es noch Vorurteile oder wie sind die Stellenausschreibungen formuliert? "Man muss ganz klar in die Prozesse, in die Strukturen, in die Kommunikation gehen", schließt sie den Themenblock ab, bevor die beiden ABZ* Teilnehmerinnen zu Wort kommen.

Zukunft in der Technik

Wenn es um Technik geht, kann man Fariba Ghoutaslou und Sanaz Khoshnood nichts vormachen. Sie beide haben ein Ziel: eine berufliche Zukunft in der Technik. Die IT-Technikerin und die Netzwerktechnikerin sind beide auf der Suche nach einem Job, der ihren Qualifikationen entspricht. Doch das ist leichter gesagt als getan, wie sie zu berichten wissen. Ihre Motivation lassen sie sich dadurch jedoch nicht trüben.

Frauen ansprechen – aber wie?

Der Konsens am Podium ist klar: Eine Strategie für die Zukunft muss sein, dass attraktive Modelle wie Top-Job-Sharing Einzug halten, um so auch Frauen die Möglichkeit zu geben, Teilzeit in eine qualifizierte Position zurückzukehren. Doch wie spricht man Frauen am besten an, die an keinem Teilzeit-Modell interessiert sind, will eine der Besucherinnen wissen. Claudia Lorber verrät zwei praktische Tipps: 1. Bei der Stellenausschreibung auf die Bildauswahl achten. Wenn man Frauen ansprechen möchte, sollte sich das auch auf dem Bild widerspiegeln. 2. Fokus auf die Sprache legen, die man in der Stellenausschreibung verwendet. Frauen fühlen sich durch eine andere Sprache angesprochen als Männer.

"Wir haben einen Slogan bei ABZ*AUSTRIA: Der Wiedereinstieg zum Aufstieg. Wenn ich Frauen ansprechen will, die Vollzeit arbeiten wollen, dann muss das Unternehmen sehr klar signalisieren: Es ist super, wenn du Mutter oder Vater bist, da habe ich meine Modelle, aber es muss gar nicht sein, ich will dich trotzdem., es gibt Karrieremöglichkeiten, ich biete dir andere Flexibilitäten. Ganz bewusst sagen, warum ich der beste Arbeitgeber oder die beste Arbeitgeberin bin für Frauen, die nicht vorhaben, Mutter zu werden", gibt Manuela Vollmann den Unternehmen mit auf den Weg. Doch nicht nur die Expertinnen haben ihr Wissen zu neuen Führungs- und Arbeitsmodellen beigesteuert, im Vorfeld wurde von ABZ*AUSTRIA gefragt: "Wie sieht Ihr ideales Arbeitsumfeld aus?" Und die Frauen haben geantwortet.

Die 8 meistgenannten Kriterien waren:

  1. Partizipation
    Frauen wünschen sich, mit einbezogen zu werden in Entscheidungen, die ihren eigenen Arbeitsplatz betreffen.
  2. Flexible Arbeitszeiten
    Die Möglichkeit, auch "Home Office"-Tage einzuplanen, war für viele der Befragten ein wichtiges Kriterium.
  3. Faire Bezahlung
    Die Mission ist klar: Der gleiche Job soll auch gleich bezahlt werden – unabhängig vom Geschlecht des Dienstleisters oder der Dienstleisterin.
  4. Lernen erlaubt und erwünscht
    Vielen Frauen ist es besonders wichtig, dass Weiterbildung und Entwicklungschancen möglich sind.
  5. Individuelle Lösungen in individuellen Lebensphasen
    Als Individuum erkannt zu werden und angepasste Lösungen zu finden, steht bei vielen der Befragten ganz oben auf der Prioritätenliste.
  6. Wertschätzung und Respekt
    Ein wertschätzender Umgang miteinander und die Anerkennung der geleisteten Arbeit, besonders von der Führungsebene, ist für viele ausschlaggebend für ein angenehmes Arbeitsumfeld.
  7. Kommunikation
    Das A und O jeglicher zwischenmenschlicher Beziehung ist die Kommunikation, so auch im Berufsalltag. Im Mittelpunkt dabei steht vor allem: Wie wird kommuniziert und welche Inhalte werden transportiert?
  8. Anerkennung, wenn jemand anders ist
    Die Qualitäten eines Menschen erkennen und zum Vorteil machen, stand hier im Vordergrund des Wunsches. Anerkennen, dass nicht alle Menschen gleich sind und wir uns in verschiedenen Lebensphasen befinden.