Blog | Erfolg ist Freiheit

23.06.2017
Anna Steiger sitzt auf einem Sofa und lächelt in die Kamera. Hinter ihr hängt ein abstraktes Gemälde.

Anna Steiger: "Wir vergeben bei uns an der TU Wien seit drei Jahren jährlich einen Frauenpreis an Frauen, die bei uns studiert und eine Karriere absolviert haben und dadurch junge Frauen inspirieren können."

Als Vizerektorin der Technischen Universität Wien setzt sich Anna Steiger dafür ein Frauen in nichttraditionellen Berufsfelder sichtbar zu machen.

Besonders wichtig ist es für sie, Vorbilder an der TU Wien hervorzuheben, um jungen Mädchen zu zeigen, wie viel Freude technische Berufe machen können. Über ihre eigenen Erfolge, Vereinbarkeit und ihren Karriereweg erzählt sie im Interview.

Was ist Erfolg?

Anna Steiger: Erfolg ist für mich die Freiheit Dinge zu tun, die mir Freude bereiten und die aber auch selbst verantworten zu können.

Wie haben Sie es in diese Spitzenposition geschafft?

Viel war Glück, verbunden mit Zufall. Letztendlich war auch sehr viel Mut dabei, Dinge direkt anzusprechen. Ich habe mich grundsätzlich nie für Jobs beworben, bei denen ausschließlich die fachliche Komponente ausschlaggebend war. Sondern ich habe mich immer für Jobs beworben, bei denen ich mir gedacht habe: Ja, das interessiert mich!

Wer hat Sie besonders auf Ihrem Karriereweg beeinflusst?

Da gibt es meinen allerersten Chef, ein Anwalt. Bei ihm habe ich gearbeitet, während ich studierte. Ich bin Juristin und er hat mir beigebracht, dass Jus echt spannend und kreativ sein kann. Im Anschluss daran habe ich begonnen an der Akademie der bildenden Künste als Juristin zu arbeiten. Meine damalige Chefin hatte eine kleine Tochter und hat mir gezeigt, dass es durchaus möglich ist, als Frau Kind, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen. Ich war auch immer wieder in Situationen, in denen ich mit Menschen zusammenarbeiten musste und ich mir gedacht habe: Nein, das ist nicht mein Weg. Letztendlich bin ich mir gar nicht sicher, wer mich mehr beeinflusst hat, die Personen, die für mich eine Vorbildwirkung hatten, oder jene, bei denen ich wirklich wusste, dass es so für mich nicht passt.

Wie schaffen Sie die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben?

Meine Kinder sind schon so gut wie erwachsen. Meine Tochter ist 23 und bereits ausgezogen. Mein Sohn ist 19 und hat gerade Matura. Ich bin seit 23 Jahren verheiratet und hatte immer schon sehr viel Unterstützung von meiner Familie. Zum Glück waren unsere Kinder von Anfang an in einer guten Kinderbetreuungsorganisation – Krippe, Kindergarten, Hort und der war bei uns um’s Eck und hatte bis 7 Uhr offen. Meine Familie war immer sehr geduldig. Mein Mann ist bei unserer Tochter auch zwei Jahre in Karenz gewesen. Die gegenseitige Unterstützung war sehr wichtig, denn auch ich habe meinen Mann natürlich stets unterstützt.

Was braucht es, um Frauen in nichttraditionellen Berufsfeldern zu fördern und sie dazu anzuregen ein technisches Studium zu ergreifen?

Mit dem Thema beschäftige ich mich intensiv seit sechs Jahren. Den Stein der Weisen habe ich bis dato nicht gefunden. Ich glaube, was es braucht, sind Vorbilder. Frauen, die mehr oder weniger in der Öffentlichkeit stehen, die sich als Vorbilder zur Verfügung stellen und zeigen, dass Technik und Frauen kein Widerspruch sind. Dass ein Job in der Technik Spaß macht und durchaus kreativ sein kann. Ich sehe die Begeisterung bei Kolleginnen und Kollegen, die an der TU arbeiten. Mit welchem Enthusiasmus sie an ihre Projekte herangehen. Man muss vor allem an die Gesellschaft appellieren, das Bild der Technik zurechtzurücken, da dies sehr Männerkonnotiert ist. Alleine, wenn man sich die Spielwaren in einem Spielzeugladen anschaut. Hier die Mädchen-Ecke in rosa mit den Puppen, dort die Burschen-Ecke in blau mit Sachen zum Zusammensetzen und basteln. Feinstes Klischee und doch Realität. Da werden traditionelle Bilder von klein auf transportiert. Dies ist dann das Ergebnis des Erziehungsprozesses, der zum Teil in der Familie, zum Großteil aber außerhalb der Familie stattfindet und mit dem wir an der Uni zu kämpfen haben.

Welche Vorbilder gibt es an der TU?

Wir sind sehr froh, dass wir mit Sabine Seidler, die selber Werkstofftechnikerin ist, eine weibliche Rektorin haben, sie war die erste Professorin an der TU. Frau Seidler hat zwei Töchter - eine davon hat bei uns studiert. Wir vergeben seit drei Jahren jährlich einen Frauenpreis an Frauen, die bei uns studiert und eine Karriere absolviert haben und dadurch junge Frauen inspirieren können. Auch haben wir mit Frau Diebold eine Professorin, die vor vier Jahren den Wittgensteinpreis gewonnen hat. Wir haben tolle Frauen an der TU und versuchen, diese ins Rampenlicht zu holen.

Bei Lehrlingen versuchen wir junge Frauen für Lehrberufe zu begeistern, die nicht traditionell weiblich sind. Wir bemühen uns auf allen Ebenen Frauen herauszuholen, mit einem Scheinwerfer anzuleuchten, um damit den anderen zu sagen: Das geht schon!