Blog | Stichwort: Solidarität

29.05.2017
Maria Mayrhofer lächelt in die Kamera. Hinter ihr steht ein #aufstehen-Plakat

"Wenn ich das Gefühl habe, ich habe gerade ein Stück weit dazu beigetragen irgendeine Situation besser zu machen. Das ist für mich Erfolg", sagt Maria Mayrhofer

Einfach einmal eine NGO gründen und damit auch noch erfolgreich sein: Das hat Maria Mayrhofer mit der zivilgesellschaftlichen Kampagnenorganisation #aufstehn geschafft.

Mit dem gemeinnützigen Verein möchte die Geschäftsführerin Menschen mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten in Politik und Gesellschaft bieten. Das Internet nutzt sie dabei für digitale Vernetzung, um im "richtigen" Leben etwas zu bewegen. Für die Kampagne gegen Hass im Netz hat Maria Mayrhofer 2016 den Frauenpreis bekommen. Sie zeigt, dass man das Internet konstruktiv und positiv nutzen kann, um gemeinsam mehr zu erreichen.

Ihr setzt euch für ganz unterschiedliche Themen ein, ob das jetzt Tamponsteuer abschaffen oder Flüchtlingshilfe ist. Welchen gemeinsamen Nenner gibt es da?

Maria Mayrhofer: Wir orientieren uns an einem progressiven Werteset. Das heißt, wir wollen Chancengerechtigkeit. Wir wollen, dass sich alle Menschen in Österreich wohlfühlen und das ungeachtet davon, welches Geschlecht sie haben, wo sie geboren sind, welche Hautfarbe sie vielleicht haben. Aus dieser Grundhaltung heraus ergeben sich dann unsere Themen. Diese Themen werden auch ganz stark von unseren Unterstützer*innen, das sind mittlerweile 45.000 Menschen aus ganz Österreich, an uns herangetragen.

Wie schafft ihr es eure Online-Kampagnen in die "richtige" Welt zu holen, um tatsächlich etwas zu bewegen?

Wir starten mit Aktionen meistens im Internet. Das ist einfach die schnellste und beste Möglichkeit viele Leute zu erreichen und miteinander zu verknüpfen, um Stimmen zu bündeln und stark zu machen. Wir überlegen uns den besten Weg für jede konkrete Kampagne, um sie auch im echten Leben ankommen zu lassen. Manchmal kann das sein, mit einer Kiste voller Unterschriften am Tag der Pressefreiheit vor der türkischen Botschaft zu stehen und die Freilassung von inhaftierten Journalist*innen in der Türkei zu fordern. Manchmal ist es ein Flashmob oder eine Diskussion mit einem Minister.

Welche der Kampagnen begeistert Sie aktuell am meisten?

Nach wie vor ist das Engagement gegen Hass im Netz etwas, das uns als Organisation sehr prägt. Das hat damals mit dem #solidaritystorm, unserer Kampagne gegen Hass und sexualisierte Gewalt vor allem gegen Frauen im Netz, begonnen und sich sehr schnell in viele Kampagnen und Initiativen weitergezogen. Jetzt arbeiten wir zum Beispiel mit Jugendlichen zusammen. In Workshops wollen wir ihnen Mittel und Möglichkeiten zeigen, wie sie selber aktiv werden und das Internet positiv nutzen können, damit sie dem Hass nicht ausgeliefert sind.

Wie können sich Frauen im Netz gegenseitig besser unterstützen?

Die Gefahr ist immer, wenn es um Frauen geht, dass man sich schnell sehr bedrängt und bedroht fühlt in der Rolle als Frau und indem, was man in der Gesellschaft macht. Wichtig ist, dass man genau auf das aber nicht reinfällt und nicht in ein Konkurrenzdenken fällt, sondern sich gegenseitig pusht und weiterhilft. Wenn Frauen, wie jetzt in dem Fall mit Corinna Milborn und Felix Baumgartner, bedroht oder für ihr Äußeres oder andere absurde Sachen kritisiert werden, muss man sich klar hinter andere Frauen stellen und sagen: "Hey, keine Angst! Ich stehe hinter dir. Ich setze mich mit dir gemeinsam für etwas ein." Solidarität ist nach wie vor ein gutes Stichwort.

Auf welche Erfolge von #aufstehn sind Sie besonders stolz?

Ich bin stolz, dass wir geschafft haben, uns mit unkonventionellen Methoden immer wieder recht schnell in die politische Diskussion einzuschalten. Und dass wir Leuten, die sich zuvor gedacht haben, dass man ihnen eh nicht zuhört und es niemanden interessiert, was ihre Meinung ist, plötzlich die Möglichkeit geben gehört zu werden.

Was bedeutet für Sie Erfolg?

Wenn ich das Gefühl habe, ich habe gerade ein Stück weit dazu beigetragen irgendeine Situation besser zu machen. Das ist für mich Erfolg.