Blog | Mit dem Bus in den Sonnenuntergang

12.09.2017
Renate Lehninger sitzt am Lenkrad eines Busses. Sie lächelt stolz in die Kamera.

Von einer Verkäuferin in einem Modeunternehmen zur Busfahrerin: Renate Lehninger

Renate Lehninger liebt es, mit dem Bus durch die Landschaft zu fahren. Seit einem Jahr ist sie bei den ÖBB Buslenkerin - und zeigt, dass der Job attraktiv ist.

"Im Bus da hinten müsste sie sein", sagt der Kollege und zeigt über den großen Parkplatz der ÖBB Postbus GmbH in Hollabrunn. Renate Lehninger sitzt auf dem Fahrerplatz und notiert etwas in einem Büchlein. Sie empfängt uns strahlend im Bus. Morgens und spätnachmittags bringt sie Schüler*innen und Pendler*innen an ihren Lern- oder Arbeitsort, gerade hat sie für drei Stunden eine Pause. Ziemlich lange für eine Mittagspause, doch Lehninger sieht das positiv. "Ich gehe essen, lese ein Buch oder gehe ins Fitnesscenter in Hollabrunn", lacht sie.

Eine Frau als Busfahrerin, das ist immer noch recht selten. Warum ist der Job für sie attraktiv? Früher, erzählt Lehninger, war sie Verkäuferin in einem Modeunternehmen. Sie machte den Einkauf im Hintergrund und den Verkauf im Vordergrund. Gefehlt habe ihr dabei die Natur. "Ich wollte draußen sein, egal bei welchem Wetter. Und dennoch mit Menschen zu tun haben", sagt sie. Da ihr Mann Busfahrer ist, beschloss sie, den Schritt in diesen neuen Beruf zu wagen. "Mein Mann ist immer sehr entspannt nach Hause gekommen. Außerdem mag ich Kinder und freu mich schon, dass die Schule beginnt", sagt sie. Es gibt sehr schöne Momente, weil sie viele Menschen im Laufe der Zeit persönlich kennenlernt, die sie auf den regelmäßigen Touren immer wieder trifft. Aber da sind auch herausfordernde Momente: "Wenn im Winter Glatteis oder Schnee ist. Da muss man sehr konzentriert sein."

Übrigens: Die ÖBB-Postbus GmbH ist im Moment vorwiegend auf der Suche nach Buslenkerinnen in Voll- und Teilzeit. Zudem gibt es ein Kooperationsprojekt "Frauen in den Lenkdienst" zwischen dem AMS (FiT-Programm) und der ÖBB-Postbus GmbH. Bei diesem Frauenprojekt werden für Frauen, die im Rahmen des FiT-Programms des AMS betreut werden und das Auswahlverfahren durchlaufen haben, die Ausbildungskosten zur Buslenkerin übernommen.

Gelassen und selbstbewusst

Die Vereinbarkeit mit der Familie ist für diesen Job kein Problem, sagt die Mutter zweier Schulkinder, denn: "Man ist sehr flexibel in den Arbeitszeiten, in den Pausen kann ich viel mit meinen Kindern händeln und der Job ist sehr gut planbar." Buslenkerinnen und Buslenker können bei der ÖBB-Postbus GmbH auch in Teilzeit arbeiten.

Frühmorgens steht Renate Lehninger auf, bringt die Schüler*innen und Pendler*innen zu den Umstiegsstellen, wie etwa nach Horn oder Hollabrunn. Nur zwei Mal die Woche fährt sie als Springerin dieselbe Route. Wichtig sei, die gesetzlichen Ruhezeiten einzuhalten. Am Nachmittag bringt sie ihre Fahrgäste wieder in deren Wohnorte, danach erledigt sie den Bus-Check. Sie füllt im Bus etwa die Kühlflüssigkeit nach, repariert wird aber in der Werkstatt. Wichtig für den Job sei vor allem ein hohes Verantwortungsbewusstsein. Und: "Man darf sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen und sollte schon sehr selbstbewusst und dynamisch sein", sagt sie. Wichtig: "Man muss auch die Lautstärke von Volksschulkindern ausblenden können". Sie selbst gehe die Dinge eher ruhig und gelassen an.

Als sie für den Bus-Führerschein erstmals einen Bus lenken durfte, fuhr sie aus Unsicherheit noch langsam, aber: "Mir hat es von Anfang an Spaß gemacht, etwas Großes zu fahren", lacht sie. Vor allem, "alleine durch die Gegend zu fahren und den Sonnenuntergang im Nationalpark zu genießen", bereite ihr Freude. Und so startet Renate Lehninger ihren Bus und fährt gut gelaunt der Abendsonne entgegen.