Blog | Leben und Arbeit im Fokus: Kompetenzen erkennen und nutzen

01.04.2019
Teilnehmerinnen vor Flipcharts mit Workshop-Themen.

Die interessierten Frauen, die den Workshop besuchen, haben sich freiwillig gemeldet, um sich den Übergängen im Leben und ihrer beruflichen Zukunft zu widmen.

"Übergänge – Leben und Arbeit im Fokus".

Schon der Titel des ABZ*AUSTRIA-Workshops deutet es an: Übergänge, Umbrüche, Veränderungen – all diesen Prozessen liegt eine gewisse Energie zugrunde, die aber auch Unsicherheiten bergen kann. Im Workshop stehen die Lebenswege der Teilnehmerinnen, die Erfahrungen, die sie gemacht haben, und die Selbstreflexion im Mittelpunkt.

Frauenpower: Blick nach vorn

Auch an diesem Workshoptag scheint die Sonne freundlich in den Raum im Frauenberufszentrum in der Brünnerstraße. Sechs Tische sind zu einem großen zusammengestellt und beschriebene Flipcharts und Pinnwände stehen im Raum. Man merkt auf den ersten Blick: Hier wurde in den letzten Tagen schon fleißig gearbeitet. Die interessierten Frauen, die den Workshop besuchen, haben sich freiwillig gemeldet, um sich den Übergängen im Leben und ihrer beruflichen Zukunft zu widmen. "Die Freiwilligkeit ist ein ganz wichtiger Aspekt der Workshops", klärt Tanya Poli-Narendja, die den Workshop leitet, auf. Doch bevor die acht Teilnehmerinnen auch heute voller Energie in den Tag starten können, fragt die Workshopleiterin nach: Wie ist denn die Stimmung im Raum? In einer kurzen Morgenrunde erzählen die Frauen, wie es ihnen geht, und zeigen mit dem Daumen nach oben oder nach unten, um ihre Stimmung zu verbildlichen. Einige der Teilnehmerinnen umklammern noch müde ihre frische Tasse Kaffee, doch die Stimmung ist gut. Manche berichten davon, dass der gestrige Tag und die vielen Eindrücke noch nach Ende des Kurses nachgewirkt haben.

Von Lebenssequenz zu Lebenssequenz

Bereits am Vortag haben die anwesenden Frauen begonnen, einander zu interviewen. In Zweier- und Dreier-Gruppen beschäftigen sie sich mit ihren bisherigen Berufs- und Lernerfahrungen. Es werden nur jene Arbeits- und Lernerfahrungen gewählt, die im Großen und Ganzen als positiv erlebt wurden. Die eigenen Erfolgsgeschichten sozusagen. Ziel des Workshops ist es, gemeinsam die derzeitige Lebenssituation zu reflektieren und neue berufliche Perspektiven zu entwickeln. Der erste Schritt ist deswegen ein Blick in die Vergangenheit. Eine Frau der Runde erzählt von einer bestimmten Lebenssequenz, die für sie wichtig war, die anderen hören zu. Über welche Sequenz sie reden möchte, bestimmt die Teilnehmerin selbst. "Wichtig dabei ist: Wie haben sie konkret gehandelt? Was haben sie ganz konkret gemacht? Wie haben sie die Situation bewältigt, wie haben sie sich gefühlt?", betont Tanya Poli-Narendja. Schon bei den ersten Interviewrunden des Tages spürt man, dass in diesem Raum eine Vielfalt an Erfahrung, Kompetenz und Begeisterung vorhanden ist. Die Pinnwand verdeutlicht dies: Nach den Interviews fertigt jede Teilnehmerin eine Karte über ihre Lebenssequenz an. Auf der Vorderseite wird ein Schlagwort aufgeschrieben. Von Skifahrerin, Künstlerin, Lokalbetreiberin, Religionslehrerin bis hin zu Familienmanagerin, es scheint kaum eine Berufsparte zu geben, die die anwesenden Frauen nicht kennen. Auf der Rückseite werden dann in Stichworten die Erfahrungen zusammengefasst. In den kommenden Tagen wird jede der Teilnehmerinnen fünf bis sechs dieser Karten an die Wand gepinnt haben. Während der Gespräche wird viel gelacht, interessiert nachgefragt und es werden ganz neue Berufssparten erkundet. Die Frauen scheinen genauso viel Freude daran zu haben, über ihre bisherigen Erfahrungen zu sprechen wie auch ganz neue Berufsfelder durch die Erzählungen kennenzulernen.

Kompetenzen ausarbeiten und erkennen

In einem nächsten Schritt geht es darum, die Kompetenzen der Frauen zu erarbeiten. Als Grundlage dienen ihre Karten, von denen jede Teilnehmerin eine aussucht, um sie dann der ganzen Gruppe vorzustellen. Durch das Präsentieren führen die Frauen sich nicht nur selbst ihre Erfahrungen und Stärken vor Augen, sondern bekommen auch wertvolles Feedback von der Runde. Es werden Fragen gestellt und so die Möglichkeit geschaffen, einen neuen Blickwinkel auf die bisherigen Leistungen zu gewinnen. Der Vergleich der Selbst- und Fremdwahrnehmung hilft den Frauen oft, ihre Stärken und Kompetenzen zu erkennen, weiß die Workshopleiterin Tanya Poli-Narendja. "Hier spricht man nicht nur und hört zu, sondern man beschäftigt sich viel mit sich selbst, deswegen ist es eine Voraussetzung für den Workshop, dass man bereit ist, sich selbst zu reflektieren." Bereit dazu sind alle anwesenden Frauen, denn sie wollen ihre Jobsituation in die Hand nehmen und ihre berufliche Vergangenheit dafür genauer unter die Lupe nehmen. Am Ende des Workshops kennen die Teilnehmerinnen ihre Kompetenzen und können diese benennen, haben Ziele definiert, die sie erreichen wollen, kennen die Trends am Arbeitsmarkt, haben einen Überblick über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und einen Plan für die nächsten Schritte, die sie setzen möchten.

Teilnehmerinnen sitzen am Tisch und schreiben Flipchart-Plakate

Am Ende des Workshops kennen die Teilnehmerinnen ihre Kompetenzen, haben Ziele definiert, die sie erreichen wollen, kennen die Trends am Arbeitsmarkt, haben einen Überblick über Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten und einen Plan für die nächsten Schritte

Betriebsausflüge: Lokalaugenschein in Unternehmen

Gegen Ende des Workshops stehen dann Exkursionen zu Unternehmen auf dem Programm. Auch hier versuchen die Workshopleiterinnen, ein möglichst breites Spektrum anzubieten: vom JUVA-Hotel, SPA Aktivital bis hin zum Frauenministerium lernen die Frauen verschiedene Unternehmen und Fachbereiche kennen. Bei den Exkursionen stehen Fragen wie: Wie komme ich in Kontakt mit Unternehmen? Wie bereite ich mich vor? Trau ich mich selbst Fragen zu stellen? im Mittelpunkt. Aus diesen Exkursionen haben sich schon einige konkrete Jobs entwickelt, berichtet die Workshopleiterin stolz.

Auch an diesem Tag wird die Pinnwand immer voller. Nach einem Vormittag voller Interviews will Tanya Poli-Narendja in einer Abschlussrunde wieder wissen, wie es den Teilnehmerinnen geht: Man sieht, bei den meisten hat sich die Stimmung verbessert. Sie berichten, wie gut es ihnen getan habe, aber es ist wie am Vortag – auch heute müssen die vielen Eindrücke noch nachwirken.