30 Jahre ABZ*AUSTRIA – die Institution für Gleichstellung feiert einen runden Geburtstag

15.06.2022

Ich freue mich einerseits, dass wir immer noch so viel Positives bewirken können, andererseits heißt das auch, dass es uns nach wie vor braucht, weil Gleichstellung am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft noch immer nicht gelebte Realität ist.

Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von ABZ*AUSTRIA

Vor 30 Jahren, im Jahr 1992, folgten fünf Frauen gemeinsam mit Gründerin Manuela Vollmann ihrer Vision: der Geschlechtergerechtigkeit und Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt. Sie gründeten das abz*meidling, um Wiedereinsteigerinnen den Weg zurück in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen und Unternehmen zu gewinnen, die diesen Frauen einen existenzsichernden Arbeitsplatz ermöglichen wollten. Heute tragen rund 200 Mitarbeiter*innen von ABZ*AUSTRIA den Gründungsgedanken weiter. Dass der Weg zur Gleichstellung bis dato andauert, war nicht von Anfang an absehbar. "Wir haben uns vorgenommen, dass es uns so lange geben soll, bis wir unser Ziel erreicht haben", erläutert Manuela Vollmann, Geschäftsführerin von ABZ*AUSTRIA und sagt weiter "Ich freue mich einerseits, dass wir immer noch so viel Positives bewirken können, andererseits heißt das auch, dass es uns nach wie vor braucht, weil Gleichstellung am Arbeitsmarkt und in der Wirtschaft noch immer nicht gelebte Realität ist."

Das Besondere am ersten Projekt von ABZ*AUSTRIA und damit auch das Fundament für viele der folgenden Projekte war die Erkenntnis, dass Lernen im Erwachsenenalter ganz praxisnah passieren muss, Learning on the job oder work based learning, wie es heute auch genannt wird. "Wir haben erkannt, dass Frauen im Erwachsenenalter bereits vieles mitbringen und schon viel können, aber aus verschiedensten Gründen aus dem Arbeitsmarkt rausgefallen sind", sagt Vollmann im Rückblick. Eine Aufgabe, die man nicht mit traditionellen Bildungsmethoden angehen kann, sondern nur mit partizipativen innovativen Beratungskonzepten und Programmen. Dieser Ansatz ist bis heute gelebte Praxis in jedem der rund 30 Projekten von ABZ*AUSTRIA. Auch die Schnittstelle zur Wirtschaft ist geblieben, mittlerweile arbeitet die Organisation mit ca. 4000 Unternehmenskontakten zusammen.

Herausforderungen gab es viele, etwa die Integration von geflüchteten Frauen in den Arbeitsmarkt, die Begleitung von Frauen in nicht traditionelle Berufsfelder im Bereich Handwerk und Technik, die Vermittlung von Basiskompetenzen für bildungsbenachteiligte Mädchen und Frauen und bis heute der Wiedereinstieg von Frauen nach einer Karenz- oder Auszeit. Aktuell beschäftigt sich ABZ*AUSTRIA im Rahmen von zwei neuen Projekten auch damit, interessierte Personen auf eine Ausbildung im Pflegebereich vorzubereiten. Weiters stellt sich die Organisation den Herausforderungen der Digitalisierung und engagiert sich für die gerechte Teilhabe von Frauen an Zukunftsjobs, wie z.B. Green Jobs und startet entsprechende Projekte.

Innovative Lösungsvorschläge

ABZ*AUSTRIA bringt in vielen Fachkreisen aktiv innovative Lösungsvorschläge zu Struktur- und Gesellschaftsthemen ein, so schlug Geschäftsführerin Manuela Vollmann zuletzt ein Modell zur Aufteilung der Familienarbeitszeit vor, da die Neuverteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit ein großes Anliegen ist, um stereotype Rollenbilder aufzubrechen und Frauen ein existenzsicherndes Einkommen und Karriere zu ermöglichen. Eine Erwerbsunterbrechung aufgrund von Kindern ist immer noch ein zentraler Einflussfaktor für die weitere berufliche Laufbahn einer Frau. Dem 30/30 Modell liegt die Idee zu Grunde, dass beide Eltern auf 30 Wochenstunden bei teilweisem Lohnausgleich reduzieren. "Nur wenn beide Elternteile in dieser Lebensphase Erwerbsarbeitszeit reduzieren, wenn es 'normal' wird für Unternehmen, dass auch Männer diese Zeiten in Anspruch nehmen, wird eine Verschiebung von Verantwortlichkeiten und eine größere Selbstverständlichkeit von Frauenkarrieren gelingen", ist Vollmann überzeugt. Parallel dazu setzt sich ABZ*AUSTRIA aktiv mit Kampagnen und Veranstaltungen für mehr Väter in Karenz und Care-Arbeit ein.

Dass man auch in der eigenen Organisation Innovation großgeschrieben hat, spiegeln völlig neue Zugänge zu Führungs- und Arbeitszeitmodellen, so leben die beiden Geschäftsführerinnen seit vielen Jahren das sog. Top-Sharing Führungsmodell, man bietet Gleitzeit ohne fixe Kernzeit, Führung in Teilzeit und verschiedene Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben ermöglichen. Die beiden Geschäftsführerinnen Manuela Vollmann und Daniela Schallert arbeiten seit 15 Jahren im Top-Sharing Modell. "Auch das ist für uns Innovation, denn es kann nicht nur technische Innovation geben, es muss auch soziale Innovation – und dazu gehören neue Führungsmodelle – dazu gestellt werden", ist Schallert überzeugt.

Die Leistungen von ABZ*AUSTRIA wurden mit einer Vielzahl von Preisen honoriert, wie z.B. dem Wiener Gesundheitspreis, dem ESF Innovationsaward, dem Staatspreis für Erwachsenenbildung, dem betrieblichen Sozialpreis oder zuletzt dem United Nations Public Service Award.